Helmut Sturm

zum 85.sten
Gouachen 1976 -1978
03. Juni 2017 bis 31. August 2017

 

Helmut Sturm, ein Wegweiser, ein Freund, ein Mitstreiter für die Malerei, einer der das Abenteuer der Malerei suchte und es mit anderen teilen wollte.

Ein Glücksfall meines Lebens, nachdem ich 1973 Heimrad  Prem kennenlernte und viel von ihm über Malerei erfuhr, traf ich seinen Mitstreiter, Helmut Sturm 1976, als ich mit dem Kollektiv Herzogstrasse nach Drakabygget, dem „Bauhaus Situationiste“ von Jörgen Nash in Schweden, zu einem längeren Gruppenaufenthalt aufbrach.

Helmut Sturm öffnete Räume und Welten, über die Geschichte dieser alten, schon oft  modisch totgesagten „Chimäre der Malerei“. Er konnte einen mit seinem Wissen über Malerei begeistern. Er war ein „wandelndes Lexikon der Malerei“.

Wir stürzten uns in dies Abenteuer der Gruppenmalerei um so zu versuchen, mit diesen Mitteln die Welt zu begreifen. Es ging nicht um  Grabenkämpfe von wegen Gegenständlich oder Abstraktion, nein es geht um die Malerei selbst, die Schule des Sehens, die seit Anfang an die Beschäftigung der Maler mit der Malerei begeistert hat, die Welt malend zu verstehen. Dies wunderbare Viereck, Leinwand oder Papier, als Projektionsfläche für Bildräume zu weiten, zu öffnen.

„Helmut Sturm hat seine Malerei zu einer mächtigen, in den Raum vorstoßenden, offenen Figuration getrieben. Er hat ein Bild-Raum-Gefüge entwickelt, das sich aus Farb- und Formschüben ergibt. Alles ist Bewegung, Strom, Schub, Stockung. Ausweichen, Überschneiden  oder Vorwärtsschreiten,  vergleichbar den Abläufen des realen Lebens, den Veränderungen, die man  annehmen muss, wenn man sich in das „Geschiebe“ großstädtischen Verkehrs begibt. Diese  Gouachen sind aus der genauen Beobachtung und überlegten Erarbeitung  der Negativ- und Positivfelder im Bild hervorgegangen. Es entsteht das Bild als Spannungsfeld von Zug und Druck, von Widerstand und Auflösung …“*

„Sturm sucht einen Grund zum Malen!“ Ein geflügeltes Wort im Kollektiv, da Helmut kein Praktiker war und das Aufspannen und Grundieren von Leinwänden nicht besonders liebte. Dabei dachte er dafür mehr über die Möglichkeiten des Malens nach und war erleichtert wenn man ihm diese einfache Tätigkeit abnahm, dafür wurde man  von ihm mit Theorien des Malens belohnt.

Diesen Austausch verstanden wir als ein utopisches Model von Gesellschaft, in der die Verschiedenheiten der Einzelnen zu einem Ganzen an Möglichkeiten und Wirklichkeiten gesteigert werden sollten, in Versuchen und Phasen auf Zeit gelang das dem Kollektiv Herzogstrasse.

Sturm der Konstrukteur von Bildräumen, der Visionär der polyvokalen Räume, der Facettenräume, in dem die Teile der Welt eingefangen werden, wie mit einer Reuse.

Möchte diese Begegnungen und Kooperationen mit Helmut Sturm nicht missen!

”La venture de la peinture, ebijen sure tredure!”
( Das Abenteuer der Malerei  ist  ein  sehr Schweres)
Heiko Herrmann  Juni 2017

* (aus Text zum 50sten von Helmut Sturm, von  Ottmar Bergmann 1982 erschienen in Drakabygget 6-7-8- tidskrift för konst mot atombomber, p°avar och politiker)

 

 

ohne Titel, 1979, Gouache, 55 x 71 cm

 


ohne Titel, 1976, ohne Titel, Gouache/Collage,auf Hartfaserplatte, 45 x 35 cm